Die Schwebebahn wurde vor über 100 Jahren erbaut und ist weltweit einzigartig. Über eine Strecke von 10,6 km liegt das Gerüst der Schwebebahn über der darunter fließenden Wupper. Der Abschnitt zwischen den Stationen Zoo / Stadion und Oberbarmen, in dem Schwebebahn und Wupper parallel miteinander mitten durch die Stadt „schneiden“, wird der Bereich sein, in der die Werke von FREILUFT verortet sind.

Alle Werke stehen im Kontext dieses einzigartigen und weltbekannten öffentlichen Verkehrsmittels und der Wupper. Auf Fotos, die anlässlich von FREILUFT gemacht werden, kann durch die Präsenz der Schwebebahn und ihres Gerüsts eine weltweit eindeutige örtliche Zuordnung getroffen werden. Das Erlebnis der Schwebebahnfahrt ist Teil von FREILUFT, dient der klimafreundlichen Mobilität zwischen den Werken und ermöglicht eine besondere Perspektive -von oben.

Die Wupper spielt im Stadtbild, entgegen ihrer zentralen Lage, bisher eine untergeordnete Rolle -trotz des durchlebten Wandels vom verschmutzten Abfall-Entsorger zum qualitätvollen Naturraum. FREILUFT wird Teil eines spannungsvollen, lebendigen Orts, geprägt von metallener Schwebebahn, Naturraum Wupper und dem angrenzenden Stadtraum.

Die Wupper war Teil des Prozesses des Bleichens und Färbens von Garnen, sowie zur Ableitung von Reststoffen und Abwässern. Der Fluss war zu dieser Zeit verschmutzt und übelriechend – dem zur Folge wurden die Gebäude der Stadt mit der Rückseite zur Wupper errichtet. In dieser Tradition sind auch heute noch eine Vielzahl der an den Fluss grenzenden Flächen Verkehrsflächen, Gewerbeflächen, direkt angrenzende Gebäuderückseiten und Brachflächen.

Der Raum, den die Wupper und die ihr folgende Schwebebahn belegt, wird an vielen Stellen durch die begrenzenden, oftmals geschlossenen Gebäuderückseiten von den Geräuschen und Blicken der Stadt abgeschirmt, so dass hier das Gefühl von Privatheit und Ruhe inmitten der Großstadt entsteht. An anderen Stellen wirkt die lieblich dahinfließende Wupper fast fehl am Platz, im starken Gegensatz zu dem direkt angrenzenden, achtlos vorbeifließenden Verkehr. Genau an diesen vielfältigen, unbelegten, innerstädtischen Räumen werden die Installationen von FREILUFT Wuppertal Platz finden. Präsente, alltägliche, stark frequentierte Räume werden hinterfragt, neu gedacht und wieder als Ort erlebbar. Verborgene Räume, wie solche ganz am Ende einer Reihe von Höfen werden auch von den ansässigen BesucherInnen erst entdeckt werden.

Einst intensiv genutzt und verschmutzt, hat sich die ursprüngliche Sicht auf Wupper und Wupperufer stark verändert. Der Wunsch, das Wupperufer und die Wupper zu einem innerstädtischen Ort der persönlichen Identifikation und Erholung werden zu lassen, spiegelt sich in der Entstehung vieler Projekte wider. Das Angebot geführter Wupperspaziergänge oder sogar geführter Kanutouren durch Wuppertal belegen, dass die Stadt und die BürgerInnen den Fluss für sich entdeckt haben und als Teil der Stadt erlebbar machen möchten.

FREILUFT Wuppertal wird getragen von einer Umgebung, die Wiedererkennungswert hat, Reibung verursacht, eine Kulisse bietet, an der aktuelle Themen diskutiert und materialisiert werden können.

Foto: Anika Bruns